Das Volkshaus - die Vorkriegszeit

Die Zahlstelle des Zentral-Verbandes der Glasarbeiter und Glasarbeiterinnen Deutschlands mit Sitz in Berlin unterhielt im November 1903 eine Zahlstelle in Muskau. In Weißwasser bestand ebenfalls eine Ortsgruppe dieses Verbandes. Einige Jahre später gab es diese Zahlstelle in Weißwasser, der Hochburg der politisch sehr aktiven Arbeiterschaft. Die Zahlstelle Weißwasser des Glasarbeiterverbandes zählte im November 1921 fast viertausend Mitglieder, wozu noch über eintausend Mitglieder der freien Gewerkschaften kamen. Aus verschiedenen Gründen mussten zu dieser Zeit die im Kartell zusammengeschlossenen Gewerkschaften ihre Versammlungslokale, verschiedene Gaststätten, wechseln. Ein eigenes Versammlungshaus zu haben wäre jetzt eine fantastische Lösung dachten Viele. Hinzu kam noch die Anregung des am 11. Juli 1919 gegründeten „Zither- und Mandolinenklubs Apollo" ein Haus für kulturelle Auftritte zu errichten. Als nach dem Zusammenschluss des Zentralverbandes der Glasmacher und des Verbandes der Porzellanarbeiter in den Verband der Fabrikarbeiter im Jahr 1926 (später IG Chemie) auch die Forderung nach ausreichenden Büroräumen für die Leitung der Bezirkszahlstelle Weißwasser dieses Verbandes und des Ortsausschusses des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) dringend verhandelt wurde, kam der Stein ins Rollen. Von jedem Gewerkschaftsmitglied wurden 40 Pfennige über dem Monatsbeitrag einbehalten und somit einen Betrag von 180tausend Mark angespart. Eine Volkshaus GmbH. wurde gegründet, die das Grundstück in der Görlitzer Straße 6 – 8 von einem Landwirt erwarb. Geschäftsführer wurde der bisherige Bezirkszentralstellenleiter und Gewerkschaftssekretär Willy Lange (1892 bis 1977). Kassierer und Lagerhalter wurde Franz Friebe und Vorsitzender des Aufsichtsrates Richard Gölz. Sie erteilten nun den Auftrag zur Errichtung eines Gewerkschaftshauses. Architekt Lange aus Breslau erarbeitete die Bauplanung und das Unternehmen Bauhütte Görlitz errichtete das Gebäude. Im Stiel des Expressionismus wurde die Außenfront mit Klinkersteinen verkleidet. Im Juni 1928 erfolgte der erste Spatenstich und der erste Bauabschnitt sah vor das Haus mit einer Gaststätte, einigen Fremdenzimmern, Büro- und kleineren Versammlungszimmern, sechs Wohnungen und den notwendigen Nebenräumen auszustatten. Leiter des Hauses wurde Williy Lange.

Am 21. Dezember 1928 erfolgte die Einweihung des bisher fertig gestellten Teiles des Hauses durch Gewerkschaftsvertreter des Ortsausschusses des ADGB, die Leitung der Zahlstelle des Fabrikarbeiterverbandes, den Landrat und den Bürgermeister Otto Lange im engsten Rahmen und unter Ausschluss der Presse. Vorträge und kulturelle Veranstaltungen besonders durch den „Zither- und Mandolinenklub" aber auch politische Veranstaltungen fanden jetzt statt. Hier sollten Schulungen und Versammlungen durchgeführt werden und eine Gewerkschaftsbibliothek war vorhanden. Schnell zeigte sich, dass das Haus zu klein war. Nach Sammlung weiterer finanzieller Mittel konnte der Anbau, welcher den kleinen und großen Saal, Gewerkschaftsbüros, einige Hotelzimmer, Sportraum für Arbeiterkraftsportler und zwei Kegelbahnen beinhaltete, in den Jahren 1929/30 erfolgen. Am 15. November 1930 wurde das Gewerkschaftshaus, im Rahmen einer Festveranstaltung, was das Orchester des Görlitzer Stadttheaters mit einem Konzert ausschmückte, feierlich der Öffentlichkeit übergeben. Auch für die Gewerkschaftsjugend war 1932 eine Unterkunft bereitgestellt. Der Plan, einen weiteren Saal anzubauen, der mit dem Jetzigen verbunden werden und eine große Theaterbühne besitzen sollte, wurde nicht mehr ausgeführt.

Am 2. Mai 1933, wenige Monate nach dem Machtantritt der nationalsozialistischen Regierung, wurden alle Gewerkschaftshäuser in Deutschland mithilfe der Polizei und der SA-Gruppen besetzt. Die Gewerkschaften wurden aufgelöst und in die „Deutsche Arbeitsfront“ (DAF), der Gewerkschaft des NS – Staates, integriert. Somit erfolgte auch die Umbenennung der Weißwasser Einrichtung in „Haus der deutschen Arbeit“. Die reichlich vorhandenen Büroräume wurden von verschiedenen Institutionen genutzt. Zum Beispiel war die Kreiswaltung Rothenburg dieser Organisation hier untergebracht.

¹ Umbenennung am 12. Juli 1933

Zeittafel

1933, 2. Mai
SA-Männer besetzen das Volkshaus, nach dem sie bereits in den Märztagen den Gewerkschaftsfunktionär Willi Lange aus dem Haus getrieben hatten. Er wurde später verhaftet und in das Konzentrationslager Leschwitz bei Görlitz, wo auch ehemalige Mitglieder der sozialdemokratischen Gemeindeverwaltung Weißwasser interniert waren, gebracht.

1930 bis 1933
Viele politische Veranstaltungen besonders der rivalisierenden Parteien finden im Gewerkschaftshaus statt.

1931, 30. Januar
Ackerkutscher Richard Selinger aus Leipa, wird auf dem Weg zu einer NSDAP - Versammlung in Mochholz, als er die Straße durch den Wald passiert, erschossen. Dies wird von den Nazis zum Anlass genommen, um eine große politische Kampagne wider ihre Gegner zu starten. Der Ort Leipa wird in "Selingersruh" umbenannt und auch in Weißwasser erhält die Schweigstraße, benannt nach dem jüdischen Unternehmer Joseph Schweig, diesen Namen, ebenso das Gewerkschaftshaus -“Richard-Seliger-Haus”¹. Gleichfalls ist die Bezeichnung “Haus der Deutschen Arbeit” gebräuchlich.

1934, ab
Im Haus der Deutschen Arbeit finden viele Festveranstaltungen statt. Oft werden diese Feierlichkeiten von der Kapelle der SA - Reserve 1 angeführt. Diese Kapelle gibt auch eigene Musikkonzerte im Haus.

1935, 21. November
Die Festveranstaltung zur Stadtwerdung Weißwassers findet im "Haus der deutschen Arbeit" statt. Schulrektor Heinrich Küllmann hält die bekannte historische Festrede "Weißwasser und seine historische Entwicklung", die anschließend in vielen Exemplaren gedruckt und verkauft wird.

1937, Februar
Das kleine Wäldchen hinter dem »Haus der deutschen Arbeit« wird entfernt. Die von den Baumstäm-men entfernten Reisiger wurden zu größeren Haufen gestapelt, die wiederum einen herrlichen Spiel-platz für die Kinder bildeten. Hier bauten sie sich Höhlen und Verstecke.

1937
Es wird schon seit geraumer Zeit der Bau eines HJ-Heimes gefordert.

1939, 17. Februar
Im Rahmen der Gaukulturwoche tritt ein Gesangsensemble der Don Kosaken zum zweiten Mal in Weißwasser auf.

1941, 24. April
Die Tagung des „Vollkornbrotausschusses" findet statt. Über Neuerungen in der Volksernährung unter dem Aspekt größter Sparsamkeit während der Zeit des Krieges sprechen der Arzt Dr. Richter, Bäckermeister Nickel, Mühlenbesitzer Mückisch und Kreishandwerksmeister Pilch aus Weißwasser.

1941
Das ganze Jahr über finden zahlreiche Veranstaltungen im Haus statt. Es sind politische Vorträge und Lichtbildervorführungen, Theaterveranstaltungen, Ernährungs- und Gesunderhaltungsforen, Wehrmachtskonzerte u. a.

1941, 2. Bis 8. November
Eine „Großausstellung über Mangelberufe" und eine „Berufskundliche Schau" finden statt. Die Ausstellungen waren von der Hitlerjugend (HJ) und der DAF gestaltet worden. Sie finden bei den 15tausend Besuchern sehr guten Anklang.

1942, 25. Dezember bis 27. Dezember
Die weihnachtlichen Unterhaltungsabende der Organisation Kraft durch Freude (KdF) und des Turn- und Sportvereins (TSV) erfreuen sich hohen Zuspruchs und sind immer ausverkauft. Es werden im Haus der Deutschen Arbeit Gesang-, Tanz- und Orchesterdarbietungen vorgestellt.

1943, 23. und 24. Januar
Eine Gedenkfeier der vier Ortsgruppen der NSDAP anlässlich der Niederlage bei Stalingrad wird im Haus der deutschen Arbeit begangen. Trauer ist angesichts der großen Verluste an¬gesagt. Eine Beflaggung der Stadt erfolgt nicht. Es soll an die baldige Rückeroberung geglaubt werden.

1943, 10. Februar
Im Haus der deutschen Arbeit findet ein Winterhilfswerk (WHW) -Abend, ausgeführt von „Panzerjägers bunter Bühne", statt.

1943, 13. März
Die Ortsgruppe der Organisation Kraft durch Freude veranstaltet Unterhaltungsmusikkonzerte, Gesänge und humoristische Spiele. Die Einwohner der Stadt sollen die leidvolle Kriegszeit und die hohen Leistungsanforderungen am Arbeitsplatz leichter verwinden können.

1943, 26. November
Ein groß angelegter Generalappell der NSDAP-Ortsgruppen findet im Haus statt. Hier wird die Lage eingeschätzt: „Die Terrorangriffe dauern fort. Die großen Städte West- und Süddeutschlands liegen in Trümmern. Sehr viele Menschenleben sind zu beklagen. Aufrecht erhält uns der Glaube an Gott, der Glaube an den Führer, den uns Gott gesandt und der Glaube an unseres Volkes Zukunft, der Kameradschaftsgeist, das Gefühl der großen Verantwortung und der Hass gegen das Unrecht unserer Feinde."

1943, 5. Dezember
Tag der deutschen Hausmusik wird begangen. Im Haus der deutschen Arbeit findet reges Klavierspiel und Gesang statt. Den Ausklang bildet ein gemeinsamer Schlussgesang mit dem Titel "Der Mond ist aufgegangen".

1944
Die Einwohner sollten von der immer kritischer werdenden Gesamtlage abgelenkt werden und werden mit allerlei Nebensächlichkeiten konfrontiert. Zum Beispiel referiert an einem Abend der Reichsredner Hehnel über “Die naturgemäße Lebensweise und Stoffwechselkrankheiten im Volksgesundheitsbund" im Haus der Deutschen Arbeit. Weitere derartige Veranstaltungen werden jetzt häufiger angeboten. Hin und wieder gehören auch Luftschutzausbildungen zum abendlichen Thema. An einem anderen Tag erfolgt während einer “denkwürdigen Feierstunde" die Aufnahme von 118 Jugendlichen aus dem Bund Deutscher Mädel und der Hitlerjugend in die NSDAP.

 

Autor:

zurück zum Seitenanfang

Das Volkshaus - bis 12. Januar 2006

Nach dem Krieg 1945 trafen sich ehemalige Mitglieder des 1919 gegründeten Zither- und Mandolinenklubs „Apollo" und bildeten das „Volksmusikorchester der IG-Chemie Weißwasser". Bald fanden sich auch einige ehemalige Mitglieder der Arbeitersportbewegung und riefen den „Spielmannszug der Oberlausitzer Glaswerke" ins Leben. Hinzu kam noch der „Chor des Ensembles der IG-Chemie". Das Haus der deutschen Arbeit, welches während der Kampfhandlungen in der Stadt unbeschädigt blieb, bildete einen zentralen Anlaufpunkt der Kulturinteressierten. Bald wurde das Haus auch politisches Zentrum. Der einzig nutzbare Versammlungssaal in Weißwasser befand sich hier. Am 24. März 1946 fand im Volkshaus die Vereinigungsversammlung beider großer Parteien, der KPD und der SPD, statt. Der kulturelle Bedarf der Einwohner nach dem Krieg war riesen groß. Nach so vielen entbehrungsreichen Kriegsjahren wollte man wieder fröhlich sein, obwohl fast jeder einen oder mehrere Angehörige verloren hatte. So fanden die ersten Tanzveranstaltungen erst ab Ende 1948 statt. Die erste Musikkapelle, die auftrat, war die Swing-Band »Rythmenstars«, deren Mitglieder zum Teil aus ehemaligen HJ- Musikern bestanden. Lange konnten sie mit ihrer überwiegend amerikanisierten Musik hier nicht auftreten, das wünschte die russische Besatzungsmacht und die nachfolgende kommunistische Stadtverwaltung nicht. Die Band wechselte in den amerikanischen Sektor Deutschlands über.

In den schweren Jahren des Wiederaufbaus der zerstörten Stadt war auch der Handel nicht in der Lage auf die noch bescheidenen Bedürfnisse der Leute befriedigend einzugehen. Es sollte aber keine allzu große Unzufriedenheit auftreten, so entschied die Stadtverwaltung, wenigstens zur Weihnachtszeit ein besonders gutes Warenangebot zu präsentieren. Die erste Weihnachtsmesse der Handelsorganisation (HO) fand 1951 im Volkshaus statt. Sicher konnten die Einwohner hier nicht alles kaufen aber wenigstens anschauen, was schon wieder, allerdings bei weitem nicht in ausreichender Stückzahl, hergestellt wurde. Vertrauen zur jungen DDR – Wirtschaft sollte aufgebaut werden. Auch das Vergnügen musste profiliert werden, am 20. März 1952 erfolgte die Neueröffnung der HO-Tanzgaststätte »Volkshaus«, später HOG »Kulturhaus«, mit großem Schweinskopfessen und Modenschau. Mit dem Einzug der Geschäftsstelle des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) Abteilung Weißwasser im Jahr 1952 erhielt das ehemalige Gewerkschaftshaus seine frühere Zweckbestimmung zurück. Neben den Büroräumen war auch die Leihbücherei dieser Organisation mit einem Bestand von rund eintausend Büchern untergebracht. Lesen war zu dieser Zeit ein wesentlicher Bestandteil der Freizeitbeschäftigung. Der neue sozialistische Geist sollte hinein in die Köpfe der neuen Generation. Jeder größere Betrieb oder Institution der Stadt unterhielt eine eigene Bibliothek. Die Glasindustrie, überwiegender Industriezweig in der Stadt, wurde der Chemiebranche des Landes zugeordnet und damit erhielt ab Dezember 1953, wo der FDGB-Bundesvorstand den Beschluss fasste, das Volkshaus in »Kulturhaus der Chemiearbeiter« umzubenennen, diesen neuen Namen. Fritz Mayer und Gerhard Kuhla leiten das Haus. Im März 1954 mussten zweihunderttausend Mark für den lange notwendigen Reparatur-, Um- und Erweiterungsbau bereitgestellt werden. Die allerdings noch fehlenden vierhunderttausend Mark konnten bis August des Jahres „… im zähen Ringen mit der Gesamtverwaltung der Glasbetriebe beschafft werden." Aufwendige bürokratische Hürden waren zusätzlich zu überwinden, bis im April 1955 die Baumaßnahme begann. Ein neuer Dachstuhl ließ sich nicht beschaffen, dafür konnte aber im Oktober ein Vertrag mit der Gemeindeverwaltung Krauschwitz geschlossen werden, der den Dachstuhl der alten Ziegelei im Dorf, die abgerissen werden sollte, dem Kulturhaus sicherte. Schon zu Beginn der Umbauarbeiten musste das Volkshaus einen politischen Höhepunkt in der Stadt sicherstellen, am 22. August erfolgte in der Gaststätte des Hauses die erste Wahl des Führungsgremiums des Rates des Kreises Weißwasser. Vorsitzender wurde der Bürgermeister der Stadt Weißwasser Heinz Krüger.

Das Kulturhaus hatte bei den Weißwasseranern, besonders in den fünfziger und sechziger Jahren, eine sehr große Bedeutung. Der Fernseher hatte noch nicht überall in den Haushalten Einzug gehalten und so bot sich das Haus mit den vielen Freizeitangeboten gerade zu an. Trotzdem konnten viele Wünsche der Leute nicht erfüllen werden. Ab Mitte der fünfziger Jahre fand in der Gaststätte, größte ihrer Art der Handelsorganisation (HO) der Stadt, allmonatlich ein Gastspiel des Stadttheaters Senf-tenberg statt. Auch das Kreisgemeinschaftsorchester unter der Leitung des 71jährigen Dirigenten Labinsky konzertierte hier öfter. „… Das ist aber schon alles an Kulturdarbietungen. Die Einwohner vermissen ein Solistenkonzert, was aber aus Raummangel nicht stattfindet, obwohl fünf größere Kul-turräume der Betriebe vorhanden sind. Die Lehrer wollen aus eigener Initiative ein Kulturhaus bauen. Auch das Fehlen eines Museums wird beanstandet. Viel wertvolles Material schlummert noch bei verschiedenen Institutionen …", wurde 1955 in einem Bericht deutlich. Für die Jugend war kulturell auch noch nicht ausreichend gesorgt, hörte man aus einer anderen Richtung klagen. Am 1. Mai diesen Jahres nahm die Gaststätte, nach umfangreicher Renovierung, ihren Betrieb wieder auf und am 12. August 1956 erfolgte die Einweihung des erneuerten, erweiterten und umgebauten „Kulturhauses der Chemiearbeiter". Ein politischer Höhepunkt fand am 5. Februar 1959 statt. Viele Leute fanden sich im Großen Saal des Hauses ein, um den Worten Rosa Thälmanns, Tochter des bedeutenden Arbeiterführers Ernst Thälmann, zu folgen. Acht Jahre später stand wieder eine bekannte Frau der politischen Bühne der damaligen Zeit hinter dem Rednerpult. Lotte Ulbricht, Gattin des Staatsratsvorsitzenden der DDR Walter Ulbricht, nahm am 17. Juni 1964 an einer Veranstaltung des Demokratischen Frauenbundes Deutschlands, Ortsgruppe Weißwasser (DFD), im Kulturhaus teil. Neben zahlreichen kulturellen Veranstaltungen, wie Theater-, Gesangs- und Musikaufführungen, auch vielen Festveranstaltungen, Feierlichkeiten und Ausstellungen, fanden ebenfalls politische Events im Haus statt. Der bisher bedeutendste politische Höhepunkt ereignete sich im Frühjahr 1976. Im Kulturhaus der Stadt fand die XI. Kreisdeligiertenkonferenz der SED statt. An dieser Großveranstaltung nahm Erich Honecker, Regierungschef der DDR, teil. Das Kulturhaus sollte für den höchsten Gast entsprechend hergerichtet werden. Ab 10. Januar 1976 wurden einige Räume für diese Konferenz neu gestaltet. Nach einem Monat intensivster Arbeit, denn dafür war ausreichend Material vorhanden, konnte das Staatsoberhaupt empfangen werden.

¹ HOG - Handelsorganisationsgaststätte

Zeittafel

1946
Günter Seppel, geboren am 3.März 1923, ausgebildeter Organist, musiziert oft während des Krieges im Theatercafé des Restaurants „Bayrischer Hof“ in der Muskauer Straße. Nach Beendigung des Krieges kehrt er nach Weißwasser zurück und wird Mitbegründer des kleinen Tanzorchesters „Die goldenen Sieben". Hier befinden sich Musiker, wie die Gebrüder Pohland, Willy Krautschik, Max Kalu-schke u. a. Bald leitet er die kleine Weißwasseraner Musikgruppe. Ihm wird schnell bewusst, dass er hier die erhoffte Karriere nicht machen kann und schließt sich im Jahr 1949 einem Görlitzer Musikorchester, was häufig in Weißwasser gastiert an und verlässt seine Heimatstadt. Später wird er Berufsmusiker im RIAS-Tanzorchester und anschließend im SFB-Tanzorchester Paul Kuhn.

1952, 21. Dezember
In allen Betrieben und Verwaltungen werden Feierstunden zu Ehren des 73. Geburtstages des „Großen Generalisimus Josef Wissarionowitsch Dschugaschwilli genannt Stalin" abgehalten. In den Gaststätten und im Volkshaus wird ausgiebig gefeiert.

1953, Weihnachten
In der HO-Gaststätte Volkshaus findet eine Weihnachtsausstellung und Verkaufsmesse statt. Sie soll ihre Reichhaltigkeit zeigen und alle Einwohner der Stadt befriedigen. Das ist nötig, da im vergangenen Jahr der Spielwarenhandel sehr schlecht beliefert wurde. „Ich erfuhr von einem Verantwortlichen, dass sich das Lager in Spremberg gut eingedeckt habe. Weißwasser war allerdings ein Nebenlager von Spremberg und wurde bisher auch so behandelt, was aber besser werden solle. Sehr wichtig war die Belieferung der Läden mit mechanischautomatischem Blechspielzeug. Der Mann von der HO beruhigte mich mit der Information, dass durch den Aufschwung in der Blechwarenindustrie seit dem Beginn des neuen Kurses von Regierung und Partei auch hier größere Mengen an Abfallblechen frei werden, die für die Spielwarenerzeugung verwandt werden können. Alle anderen Spielwaren, wie Puppen usw. gäbe es ja bereits in Hülle und Fülle und in den verschiedensten Arten und Qualitäten ..." berichtet eine Verkaufsstellenleiterin

1953/ 54
Der Theaterspielplan im Volkshaus, monatlich eine Aufführung der Theater Görlitz und Cottbus, ist wegen dem mangelhaften Bauzustand der Bühne gefährdet.

1955/ 56
Umbau des Volkshauses. Zur Einweihung erhält das Haus den ersten Fernsehapparat der Stadt, weicher in einem besonderen Raum aufgestellt wird und den Einwohnern zur Verfügung steht.

1972
Im Volkshaus befinden sich die Büroräume des Kreisvorstandes des »Freien-Deutschen-Gewerkschafts-Bundes« (FDGB) und des Kreisvorstandes der CDU-Blockpartei.

1991, 10. Juli
Die Stadtverordnetenversammlung beschließt die Umbenennung von Straßen und Gebäuden. Das Kulturhaus der Chemiearbeiter wird wieder offiziell Volkshaus genannt und zu zahlreichen Verkaufs- und Kulturveranstaltungen genutzt.

1991, 5. November
Nach dreimonatigem Umbau wird hier die erste Nachtbar der Stadt eröffnet. In Jeansbekleidung kein Einlass. Eintritt elf DM, damit soll gehobenes Niveau erhalten bleiben. Frühstück ab 5.00 Uhr möglich.

1992
Der Große Saal ist mit 500 Plätzen ausgestattet. Hier finden 13 Freizeitzirkel und Vereine einen Treffpunkt.

1997, 6. Juli
Gregor Gysi (PDS) ist Gast eines gut besuchten Forums im Volkshaus.

1998, 23. Januar
Der Neujahrsempfang des sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf findet für dieses Jahr im Weißwasser Volkshaus statt.

1999, 4. Dezember
Die besten Sportler werden hier geehrt. Zwei deutsche Meister kommen aus Weißwasser. Silvia Klimpfinger siegte über die 100-Meter-Distanz. Kickboxer Sven Richter holte ebenfalls Gold beim deutschen Championat.

2000. 31. Dezember
Im Volkshaus findet erstmals in seiner jüngeren Geschichte keine Sylvester-Veranstaltung statt. Der Unmut über diese Fehlentscheidung der Stadtverwaltung ist in der Region nicht zu überhören.

2001, November
Die Stadtverwaltung war bisher unfähig, das Volkshaus zweck¬mäßig zu betreiben. Der Stadtclub 77 fordert ein schlüssiges Konzept für die künftige Betreibung.

2001, 31. Dezember
Der Stadtclub 77 unter der Leitung seines Vorsitzenden Ulli Teichert bereitet gemeinsam mit der zum Teil neuen Stadtverwaltung die Sylvesterveranstaltung im Volkshaus vor. Das Haus ist ausverkauft und der Zuspruch war riesig.

2004, Mai
Das Volkshaus wird geräumt, da sich Baumängel zeigen, die die Sicherheit beeiträchtigen. Seit Beginn des Jahres muss ein Balken die Decke des großen Saales stützen.

2004, Ende
Aus dem Fördertopf Tag der Sachsen sollen 500tausend Euro für die Sanierung des Volkshauses abgezweigt werden, was aber von der Landesregierung nicht gestattet wird.

2005, Frühjahr
Der Stadtrat spricht sich gegen die Sanierung des Hauses aus, welche vier Millionen Euro gekostet hätte. Auch wurde erstmals die Variante: Abriss des Hauses in Erwägung gebracht.

2005, September
Die Stadtverwaltung ruft alle Bürger auf in der Arbeitsgruppe “Volkshaus” mitzuwirken. Es sollen Wege der Sanierung und der anschließenden Nutzung gefunden werden. Als Ersatz werden die “Telux-Säle” im ehemaligen Spezialglaswerk “Einheit” gefunden.

2006, 12. Januar
Vermutlich durch Brandstiftung bricht gegen 21.00 Uhr im Volkshaus ein Feuer aus. 91 Feuerwehrleute aus Weißwasser und der Umgebung kämpften etwa vier Stunden gegen die Flammen, um den Totalschaden gerade noch zu verhindern.

2006, 12. Januar
Nach 21 Uhr wird ein Brand im Volkshaus gemeldet. 91 Feuerwehrleute aus Weißwasser und Umgebung nehmen den Kampf gegen die Flammen auf. Der mehrstündige Brand rafft das Foyer dahin, kann aber glücklicherweise noch kurz vor dem großen Saal gestoppt werden. Jugendliche legten den Brand um andere Halbwüchsige, die sich im verwaisten Haus aufhielten zu vertreiben.

 

Autor:

zurück zum Seitenanfang

Das Volkshaus - ab Januar 2006

2006/07
1. Versuch zur Rettung des Volkshauses durch eine Arbeitsgruppe des Stadtrates und der Denkmalkommission.

2006, Januar
Beschluss des Vorstandes der Ortgruppe (Süd) 1 Weißwasser der IG BCE zur Unterschriften Sammlung zum 01.Mai2012.

2013, 21. bis 23. Juni
Zukunftskonferenz der Großen Kreisstadt Weißwasser/O.L. unter Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters. Bildung der Projektgruppe "Rettet das Volkshaus Weißwasser".

2013, 05. Juli
Der Oberlausitzer Zukunftsprojektor nimmt die Bürgerinitiative zur Rettung des Volkshauses Weißwasser in sein Projekt auf.

2013, 27. Juli
2. Arbeitstagung des Zukunftsprojektor Oberlausitz im Ratssaal. Die Projektgruppe "Rettet das Volkshaus Weißwasser" schlägt vor, einen Verein für das Volkshaus zu gründen.

2013, 28. September
10.00 Uhr 3. Arbeitstagung des Oberlausitzer Zukunftsprojektor im Ratssaal
13.00 Uhr die 17 aktivsten Mitglieder der Projektgruppe zur "Rettung des Volkshauses Weißwasser" gründen den Verein "DENK MAL MIT LEBEN" , Förderverein Volkshaus Weißwasser e.V. i. G

2013, 1. Dezember
Aktion "Lichtblick" am Volkshaus. Seit Jahren der Ruhe ein Zeichen an die Einwohner der Stadt Weißwasser - etwas bewegt sich am und im Volkshaus.

2013, 21. Dezember
Festliche Übergabe der Mitgliederausweise an die ersten 25 Mitglieder des Fördervereins. Ausgabe einer Sonderbriefmarke "85 Jahre Volkshaus Weißwasser" limitiert bei RPV. Auftritt des Stadtchores Weißwasser vor dem Volkshaus, stadtbekannter Drehorgelmann, Ulli Teichert, tritt auf , über 25 Unternehmer des Gaststättengewerbes, Bäckereien u.a. haben Glühwein, Kinderpunsch, belegte Brote u.a. gespendet.

 

zurück zum Seitenanfang