Das Volkshaus - die Vorkriegszeit
Die Zahlstelle des Zentral-Verbandes der Glasarbeiter und Glasarbeiterinnen Deutschlands mit Sitz in
Berlin unterhielt im November 1903 eine Zahlstelle in Muskau. In Weißwasser bestand ebenfalls eine
Ortsgruppe dieses Verbandes. Einige Jahre später gab es diese Zahlstelle in Weißwasser, der Hochburg der
politisch sehr aktiven Arbeiterschaft. Die Zahlstelle Weißwasser des Glasarbeiterverbandes zählte im
November 1921 fast viertausend Mitglieder, wozu noch über eintausend Mitglieder der freien
Gewerkschaften kamen. Aus verschiedenen Gründen mussten zu dieser Zeit die im Kartell
zusammengeschlossenen Gewerkschaften ihre Versammlungslokale, verschiedene Gaststätten, wechseln. Ein
eigenes Versammlungshaus zu haben wäre jetzt eine fantastische Lösung dachten Viele. Hinzu kam noch die
Anregung des am 11. Juli 1919 gegründeten „Zither- und Mandolinenklubs Apollo" ein Haus für kulturelle
Auftritte zu errichten. Als nach dem Zusammenschluss des Zentralverbandes der Glasmacher und des
Verbandes der Porzellanarbeiter in den Verband der Fabrikarbeiter im Jahr 1926 (später IG Chemie) auch
die Forderung nach ausreichenden Büroräumen für die Leitung der Bezirkszahlstelle Weißwasser dieses
Verbandes und des Ortsausschusses des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) dringend
verhandelt wurde, kam der Stein ins Rollen. Von jedem Gewerkschaftsmitglied wurden 40 Pfennige über dem
Monatsbeitrag einbehalten und somit einen Betrag von 180tausend Mark angespart. Eine Volkshaus GmbH.
wurde gegründet, die das Grundstück in der Görlitzer Straße 6 – 8 von einem Landwirt erwarb.
Geschäftsführer wurde der bisherige Bezirkszentralstellenleiter und Gewerkschaftssekretär Willy Lange
(1892 bis 1977). Kassierer und Lagerhalter wurde Franz Friebe und Vorsitzender des Aufsichtsrates
Richard Gölz. Sie erteilten nun den Auftrag zur Errichtung eines Gewerkschaftshauses. Architekt Lange
aus Breslau erarbeitete die Bauplanung und das Unternehmen Bauhütte Görlitz errichtete das Gebäude. Im
Stiel des Expressionismus wurde die Außenfront mit Klinkersteinen verkleidet. Im Juni 1928 erfolgte der
erste Spatenstich und der erste Bauabschnitt sah vor das Haus mit einer Gaststätte, einigen
Fremdenzimmern, Büro- und kleineren Versammlungszimmern, sechs Wohnungen und den notwendigen Nebenräumen
auszustatten. Leiter des Hauses wurde Williy Lange.
Am 21. Dezember 1928 erfolgte die
Einweihung des bisher fertig gestellten Teiles des Hauses durch Gewerkschaftsvertreter des
Ortsausschusses des ADGB, die Leitung der Zahlstelle des Fabrikarbeiterverbandes, den Landrat und den
Bürgermeister Otto Lange im engsten Rahmen und unter Ausschluss der Presse. Vorträge und kulturelle
Veranstaltungen besonders durch den „Zither- und Mandolinenklub" aber auch politische Veranstaltungen
fanden jetzt statt. Hier sollten Schulungen und Versammlungen durchgeführt werden und eine
Gewerkschaftsbibliothek war vorhanden. Schnell zeigte sich, dass das Haus zu klein war. Nach Sammlung
weiterer finanzieller Mittel konnte der Anbau, welcher den kleinen und großen Saal, Gewerkschaftsbüros,
einige Hotelzimmer, Sportraum für Arbeiterkraftsportler und zwei Kegelbahnen beinhaltete, in den Jahren
1929/30 erfolgen. Am 15. November 1930 wurde das Gewerkschaftshaus, im Rahmen einer Festveranstaltung,
was das Orchester des Görlitzer Stadttheaters mit einem Konzert ausschmückte, feierlich der
Öffentlichkeit übergeben. Auch für die Gewerkschaftsjugend war 1932 eine Unterkunft bereitgestellt. Der
Plan, einen weiteren Saal anzubauen, der mit dem Jetzigen verbunden werden und eine große Theaterbühne
besitzen sollte, wurde nicht mehr ausgeführt.
Am 2. Mai 1933, wenige Monate nach dem
Machtantritt der nationalsozialistischen Regierung, wurden alle Gewerkschaftshäuser in Deutschland
mithilfe der Polizei und der SA-Gruppen besetzt. Die Gewerkschaften wurden aufgelöst und in die
„Deutsche Arbeitsfront“ (DAF), der Gewerkschaft des NS – Staates, integriert. Somit erfolgte auch die
Umbenennung der Weißwasser Einrichtung in „Haus der deutschen Arbeit“. Die reichlich vorhandenen
Büroräume wurden von verschiedenen Institutionen genutzt. Zum Beispiel war die Kreiswaltung Rothenburg
dieser Organisation hier untergebracht.
¹ Umbenennung am 12. Juli 1933
Zeittafel
1933, 2. Mai
SA-Männer besetzen das Volkshaus, nach dem sie bereits in den
Märztagen
den Gewerkschaftsfunktionär Willi Lange aus dem Haus getrieben hatten. Er wurde später verhaftet und in
das Konzentrationslager Leschwitz bei Görlitz, wo auch ehemalige Mitglieder der sozialdemokratischen
Gemeindeverwaltung Weißwasser interniert waren, gebracht.
1930 bis 1933
Viele politische Veranstaltungen besonders der rivalisierenden
Parteien finden im Gewerkschaftshaus statt.
1931, 30. Januar
Ackerkutscher Richard Selinger aus Leipa, wird auf dem Weg zu
einer
NSDAP - Versammlung in Mochholz, als er die Straße durch den Wald passiert, erschossen. Dies wird von
den Nazis zum Anlass genommen, um eine große politische Kampagne wider ihre Gegner zu starten. Der Ort
Leipa wird in "Selingersruh" umbenannt und auch in Weißwasser erhält die Schweigstraße, benannt nach dem
jüdischen Unternehmer Joseph Schweig, diesen Namen, ebenso das Gewerkschaftshaus -“Richard-Seliger-Haus”¹.
Gleichfalls ist die Bezeichnung “Haus der Deutschen Arbeit” gebräuchlich.
1934, ab
Im Haus der Deutschen Arbeit finden viele Festveranstaltungen statt. Oft
werden diese Feierlichkeiten von der Kapelle der SA - Reserve 1 angeführt. Diese Kapelle gibt auch
eigene Musikkonzerte im Haus.
1935, 21. November
Die Festveranstaltung zur Stadtwerdung Weißwassers findet im
"Haus der deutschen Arbeit" statt. Schulrektor Heinrich Küllmann hält die bekannte historische Festrede
"Weißwasser und seine historische Entwicklung", die anschließend in vielen Exemplaren gedruckt und
verkauft wird.
1937, Februar
Das kleine Wäldchen hinter dem »Haus der deutschen Arbeit« wird
entfernt. Die von den Baumstäm-men entfernten Reisiger wurden zu größeren Haufen gestapelt, die wiederum
einen herrlichen Spiel-platz für die Kinder bildeten. Hier bauten sie sich Höhlen und Verstecke.
1937
Es wird schon seit geraumer Zeit der Bau eines HJ-Heimes gefordert.
1939, 17. Februar
Im Rahmen der Gaukulturwoche tritt ein Gesangsensemble der Don
Kosaken zum zweiten Mal in Weißwasser auf.
1941, 24. April
Die Tagung des „Vollkornbrotausschusses" findet statt. Über
Neuerungen in der Volksernährung unter dem Aspekt größter Sparsamkeit während der Zeit des Krieges
sprechen der Arzt Dr. Richter, Bäckermeister Nickel, Mühlenbesitzer Mückisch und Kreishandwerksmeister
Pilch aus Weißwasser.
1941
Das ganze Jahr über finden zahlreiche Veranstaltungen im Haus statt. Es sind
politische Vorträge und Lichtbildervorführungen, Theaterveranstaltungen, Ernährungs- und
Gesunderhaltungsforen, Wehrmachtskonzerte u. a.
1941, 2. Bis 8. November
Eine „Großausstellung über Mangelberufe" und eine
„Berufskundliche Schau" finden statt. Die Ausstellungen waren von der Hitlerjugend (HJ) und der DAF
gestaltet worden. Sie finden bei den 15tausend Besuchern sehr guten Anklang.
1942, 25. Dezember bis 27. Dezember
Die weihnachtlichen Unterhaltungsabende der
Organisation Kraft durch Freude (KdF) und des Turn- und Sportvereins (TSV) erfreuen sich hohen Zuspruchs
und sind immer ausverkauft. Es werden im Haus der Deutschen Arbeit Gesang-, Tanz- und
Orchesterdarbietungen vorgestellt.
1943, 23. und 24. Januar
Eine Gedenkfeier der vier Ortsgruppen der NSDAP anlässlich
der Niederlage bei Stalingrad wird im Haus der deutschen Arbeit begangen. Trauer ist angesichts der
großen Verluste an¬gesagt. Eine Beflaggung der Stadt erfolgt nicht. Es soll an die baldige Rückeroberung
geglaubt werden.
1943, 10. Februar
Im Haus der deutschen Arbeit findet ein Winterhilfswerk (WHW)
-Abend, ausgeführt von „Panzerjägers bunter Bühne", statt.
1943, 13. März
Die Ortsgruppe der Organisation Kraft durch Freude veranstaltet
Unterhaltungsmusikkonzerte, Gesänge und humoristische Spiele. Die Einwohner der Stadt sollen die
leidvolle Kriegszeit und die hohen Leistungsanforderungen am Arbeitsplatz leichter verwinden können.
1943, 26. November
Ein groß angelegter Generalappell der NSDAP-Ortsgruppen findet
im
Haus statt. Hier wird die Lage eingeschätzt: „Die Terrorangriffe dauern fort. Die großen Städte West-
und Süddeutschlands liegen in Trümmern. Sehr viele Menschenleben sind zu beklagen. Aufrecht erhält uns
der Glaube an Gott, der Glaube an den Führer, den uns Gott gesandt und der Glaube an unseres Volkes
Zukunft, der Kameradschaftsgeist, das Gefühl der großen Verantwortung und der Hass gegen das Unrecht
unserer Feinde."
1943, 5. Dezember
Tag der deutschen Hausmusik wird begangen. Im Haus der deutschen
Arbeit findet reges Klavierspiel und Gesang statt. Den Ausklang bildet ein gemeinsamer Schlussgesang mit
dem Titel "Der Mond ist aufgegangen".
1944
Die Einwohner sollten von der immer kritischer werdenden Gesamtlage abgelenkt
werden und werden mit allerlei Nebensächlichkeiten konfrontiert. Zum Beispiel referiert an einem Abend
der Reichsredner Hehnel über “Die naturgemäße Lebensweise und Stoffwechselkrankheiten im
Volksgesundheitsbund" im Haus der Deutschen Arbeit. Weitere derartige Veranstaltungen werden jetzt
häufiger angeboten. Hin und wieder gehören auch Luftschutzausbildungen zum abendlichen Thema. An einem
anderen Tag erfolgt während einer “denkwürdigen Feierstunde" die Aufnahme von 118 Jugendlichen aus dem
Bund Deutscher Mädel und der Hitlerjugend in die NSDAP.
Autor: Lutz Stucka
Das Volkshaus - bis 12. Januar 2006
Nach dem Krieg 1945 trafen sich ehemalige Mitglieder des 1919 gegründeten Zither- und Mandolinenklubs
„Apollo" und bildeten das „Volksmusikorchester der IG-Chemie Weißwasser". Bald fanden sich auch einige
ehemalige Mitglieder der Arbeitersportbewegung und riefen den „Spielmannszug der Oberlausitzer
Glaswerke" ins Leben. Hinzu kam noch der „Chor des Ensembles der IG-Chemie". Das Haus der deutschen
Arbeit, welches während der Kampfhandlungen in der Stadt unbeschädigt blieb, bildete einen zentralen
Anlaufpunkt der Kulturinteressierten. Bald wurde das Haus auch politisches Zentrum. Der einzig nutzbare
Versammlungssaal in Weißwasser befand sich hier. Am 24. März 1946 fand im Volkshaus die
Vereinigungsversammlung beider großer Parteien, der KPD und der SPD, statt. Der kulturelle Bedarf der
Einwohner nach dem Krieg war riesen groß. Nach so vielen entbehrungsreichen Kriegsjahren wollte man
wieder fröhlich sein, obwohl fast jeder einen oder mehrere Angehörige verloren hatte. So fanden die
ersten Tanzveranstaltungen erst ab Ende 1948 statt. Die erste Musikkapelle, die auftrat, war die
Swing-Band »Rythmenstars«, deren Mitglieder zum Teil aus ehemaligen HJ- Musikern bestanden. Lange
konnten sie mit ihrer überwiegend amerikanisierten Musik hier nicht auftreten, das wünschte die
russische Besatzungsmacht und die nachfolgende kommunistische Stadtverwaltung nicht. Die Band wechselte
in den amerikanischen Sektor Deutschlands über.
In den schweren Jahren des Wiederaufbaus der
zerstörten Stadt war auch der Handel nicht in der Lage auf die noch bescheidenen Bedürfnisse der Leute
befriedigend einzugehen. Es sollte aber keine allzu große Unzufriedenheit auftreten, so entschied die
Stadtverwaltung, wenigstens zur Weihnachtszeit ein besonders gutes Warenangebot zu präsentieren. Die
erste Weihnachtsmesse der Handelsorganisation (HO) fand 1951 im Volkshaus statt. Sicher konnten die
Einwohner hier nicht alles kaufen aber wenigstens anschauen, was schon wieder, allerdings bei weitem
nicht in ausreichender Stückzahl, hergestellt wurde. Vertrauen zur jungen DDR – Wirtschaft sollte
aufgebaut werden. Auch das Vergnügen musste profiliert werden, am 20. März 1952 erfolgte die
Neueröffnung der HO-Tanzgaststätte »Volkshaus«, später HOG »Kulturhaus«, mit großem Schweinskopfessen
und Modenschau. Mit dem Einzug der Geschäftsstelle des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB)
Abteilung Weißwasser im Jahr 1952 erhielt das ehemalige Gewerkschaftshaus seine frühere Zweckbestimmung
zurück. Neben den Büroräumen war auch die Leihbücherei dieser Organisation mit einem Bestand von rund
eintausend Büchern untergebracht. Lesen war zu dieser Zeit ein wesentlicher Bestandteil der
Freizeitbeschäftigung. Der neue sozialistische Geist sollte hinein in die Köpfe der neuen Generation.
Jeder größere Betrieb oder Institution der Stadt unterhielt eine eigene Bibliothek. Die Glasindustrie,
überwiegender Industriezweig in der Stadt, wurde der Chemiebranche des Landes zugeordnet und damit
erhielt ab Dezember 1953, wo der FDGB-Bundesvorstand den Beschluss fasste, das Volkshaus in »Kulturhaus
der Chemiearbeiter« umzubenennen, diesen neuen Namen. Fritz Mayer und Gerhard Kuhla leiten das Haus. Im
März 1954 mussten zweihunderttausend Mark für den lange notwendigen Reparatur-, Um- und Erweiterungsbau
bereitgestellt werden. Die allerdings noch fehlenden vierhunderttausend Mark konnten bis August des
Jahres „… im zähen Ringen mit der Gesamtverwaltung der Glasbetriebe beschafft werden." Aufwendige
bürokratische Hürden waren zusätzlich zu überwinden, bis im April 1955 die Baumaßnahme begann. Ein neuer
Dachstuhl ließ sich nicht beschaffen, dafür konnte aber im Oktober ein Vertrag mit der
Gemeindeverwaltung Krauschwitz geschlossen werden, der den Dachstuhl der alten Ziegelei im Dorf, die
abgerissen werden sollte, dem Kulturhaus sicherte. Schon zu Beginn der Umbauarbeiten musste das
Volkshaus einen politischen Höhepunkt in der Stadt sicherstellen, am 22. August erfolgte in der
Gaststätte des Hauses die erste Wahl des Führungsgremiums des Rates des Kreises Weißwasser. Vorsitzender
wurde der Bürgermeister der Stadt Weißwasser Heinz Krüger.
Das Kulturhaus hatte bei den
Weißwasseranern, besonders in den fünfziger und sechziger Jahren, eine sehr große Bedeutung. Der
Fernseher hatte noch nicht überall in den Haushalten Einzug gehalten und so bot sich das Haus mit den
vielen Freizeitangeboten gerade zu an. Trotzdem konnten viele Wünsche der Leute nicht erfüllen werden.
Ab Mitte der fünfziger Jahre fand in der Gaststätte, größte ihrer Art der Handelsorganisation (HO) der
Stadt, allmonatlich ein Gastspiel des Stadttheaters Senf-tenberg statt. Auch das
Kreisgemeinschaftsorchester unter der Leitung des 71jährigen Dirigenten Labinsky konzertierte hier
öfter. „… Das ist aber schon alles an Kulturdarbietungen. Die Einwohner vermissen ein Solistenkonzert,
was aber aus Raummangel nicht stattfindet, obwohl fünf größere Kul-turräume der Betriebe vorhanden sind.
Die Lehrer wollen aus eigener Initiative ein Kulturhaus bauen. Auch das Fehlen eines Museums wird
beanstandet. Viel wertvolles Material schlummert noch bei verschiedenen Institutionen …", wurde 1955 in
einem Bericht deutlich. Für die Jugend war kulturell auch noch nicht ausreichend gesorgt, hörte man aus
einer anderen Richtung klagen. Am 1. Mai diesen Jahres nahm die Gaststätte, nach umfangreicher
Renovierung, ihren Betrieb wieder auf und am 12. August 1956 erfolgte die Einweihung des erneuerten,
erweiterten und umgebauten „Kulturhauses der Chemiearbeiter". Ein politischer Höhepunkt fand am 5.
Februar 1959 statt. Viele Leute fanden sich im Großen Saal des Hauses ein, um den Worten Rosa Thälmanns,
Tochter des bedeutenden Arbeiterführers Ernst Thälmann, zu folgen. Acht Jahre später stand wieder eine
bekannte Frau der politischen Bühne der damaligen Zeit hinter dem Rednerpult. Lotte Ulbricht, Gattin des
Staatsratsvorsitzenden der DDR Walter Ulbricht, nahm am 17. Juni 1964 an einer Veranstaltung des
Demokratischen Frauenbundes Deutschlands, Ortsgruppe Weißwasser (DFD), im Kulturhaus teil. Neben
zahlreichen kulturellen Veranstaltungen, wie Theater-, Gesangs- und Musikaufführungen, auch vielen
Festveranstaltungen, Feierlichkeiten und Ausstellungen, fanden ebenfalls politische Events im Haus
statt. Der bisher bedeutendste politische Höhepunkt ereignete sich im Frühjahr 1976. Im Kulturhaus der
Stadt fand die XI. Kreisdeligiertenkonferenz der SED statt. An dieser Großveranstaltung nahm Erich
Honecker, Regierungschef der DDR, teil. Das Kulturhaus sollte für den höchsten Gast entsprechend
hergerichtet werden. Ab 10. Januar 1976 wurden einige Räume für diese Konferenz neu gestaltet. Nach
einem Monat intensivster Arbeit, denn dafür war ausreichend Material vorhanden, konnte das
Staatsoberhaupt empfangen werden.
¹ HOG - Handelsorganisationsgaststätte
Zeittafel
1946
Günter Seppel, geboren am 3.März 1923, ausgebildeter Organist, musiziert oft
während des Krieges im Theatercafé des Restaurants „Bayrischer Hof“ in der Muskauer Straße. Nach
Beendigung des Krieges kehrt er nach Weißwasser zurück und wird Mitbegründer des kleinen Tanzorchesters
„Die goldenen Sieben". Hier befinden sich Musiker, wie die Gebrüder Pohland, Willy Krautschik, Max
Kalu-schke u. a. Bald leitet er die kleine Weißwasseraner Musikgruppe. Ihm wird schnell bewusst, dass er
hier die erhoffte Karriere nicht machen kann und schließt sich im Jahr 1949 einem Görlitzer
Musikorchester, was häufig in Weißwasser gastiert an und verlässt seine Heimatstadt. Später wird er
Berufsmusiker im RIAS-Tanzorchester und anschließend im SFB-Tanzorchester Paul Kuhn.
1952, 21. Dezember
In allen Betrieben und Verwaltungen werden Feierstunden zu Ehren
des 73. Geburtstages des „Großen Generalisimus Josef Wissarionowitsch Dschugaschwilli genannt Stalin"
abgehalten. In den Gaststätten und im Volkshaus wird ausgiebig gefeiert.
1953, Weihnachten
In der HO-Gaststätte Volkshaus findet eine Weihnachtsausstellung
und Verkaufsmesse statt. Sie soll ihre Reichhaltigkeit zeigen und alle Einwohner der Stadt befriedigen.
Das ist nötig, da im vergangenen Jahr der Spielwarenhandel sehr schlecht beliefert wurde. „Ich erfuhr
von einem Verantwortlichen, dass sich das Lager in Spremberg gut eingedeckt habe. Weißwasser war
allerdings ein Nebenlager von Spremberg und wurde bisher auch so behandelt, was aber besser werden
solle. Sehr wichtig war die Belieferung der Läden mit mechanischautomatischem Blechspielzeug. Der Mann
von der HO beruhigte mich mit der Information, dass durch den Aufschwung in der Blechwarenindustrie seit
dem Beginn des neuen Kurses von Regierung und Partei auch hier größere Mengen an Abfallblechen frei
werden, die für die Spielwarenerzeugung verwandt werden können. Alle anderen Spielwaren, wie Puppen usw.
gäbe es ja bereits in Hülle und Fülle und in den verschiedensten Arten und Qualitäten ..." berichtet
eine Verkaufsstellenleiterin
1953/ 54
Der Theaterspielplan im Volkshaus, monatlich eine Aufführung der Theater
Görlitz und Cottbus, ist wegen dem mangelhaften Bauzustand der Bühne gefährdet.
1955/ 56
Umbau des Volkshauses. Zur Einweihung erhält das Haus den ersten
Fernsehapparat der Stadt, weicher in einem besonderen Raum aufgestellt wird und den Einwohnern zur
Verfügung steht.
1972
Im Volkshaus befinden sich die Büroräume des Kreisvorstandes des
»Freien-Deutschen-Gewerkschafts-Bundes« (FDGB) und des Kreisvorstandes der CDU-Blockpartei.
1991, 10. Juli
Die Stadtverordnetenversammlung beschließt die Umbenennung von
Straßen und Gebäuden. Das Kulturhaus der Chemiearbeiter wird wieder offiziell Volkshaus genannt und zu
zahlreichen Verkaufs- und Kulturveranstaltungen genutzt.
1991, 5. November
Nach dreimonatigem Umbau wird hier die erste Nachtbar der Stadt
eröffnet. In Jeansbekleidung kein Einlass. Eintritt elf DM, damit soll gehobenes Niveau erhalten
bleiben. Frühstück ab 5.00 Uhr möglich.
1992
Der Große Saal ist mit 500 Plätzen ausgestattet. Hier finden 13 Freizeitzirkel
und Vereine einen Treffpunkt.
1997, 6. Juli
Gregor Gysi (PDS) ist Gast eines gut besuchten Forums im Volkshaus.
1998, 23. Januar
Der Neujahrsempfang des sächsischen Ministerpräsidenten Kurt
Biedenkopf findet für dieses Jahr im Weißwasser Volkshaus statt.
1999, 4. Dezember
Die besten Sportler werden hier geehrt. Zwei deutsche Meister
kommen aus Weißwasser. Silvia Klimpfinger siegte über die 100-Meter-Distanz. Kickboxer Sven Richter
holte ebenfalls Gold beim deutschen Championat.
2000. 31. Dezember
Im Volkshaus findet erstmals in seiner jüngeren Geschichte keine
Sylvester-Veranstaltung statt. Der Unmut über diese Fehlentscheidung der Stadtverwaltung ist in der
Region nicht zu überhören.
2001, November
Die Stadtverwaltung war bisher unfähig, das Volkshaus zweck¬mäßig zu
betreiben. Der Stadtclub 77 fordert ein schlüssiges Konzept für die künftige Betreibung.
2001, 31. Dezember
Der Stadtclub 77 unter der Leitung seines Vorsitzenden Ulli
Teichert bereitet gemeinsam mit der zum Teil neuen Stadtverwaltung die Sylvesterveranstaltung im
Volkshaus vor. Das Haus ist ausverkauft und der Zuspruch war riesig.
2004, Mai
Das Volkshaus wird geräumt, da sich Baumängel zeigen, die die Sicherheit
beeiträchtigen. Seit Beginn des Jahres muss ein Balken die Decke des großen Saales stützen.
2004, Ende
Aus dem Fördertopf Tag der Sachsen sollen 500tausend Euro für die
Sanierung des Volkshauses abgezweigt werden, was aber von der Landesregierung nicht gestattet wird.
2005, Frühjahr
Der Stadtrat spricht sich gegen die Sanierung des Hauses aus, welche
vier Millionen Euro gekostet hätte. Auch wurde erstmals die Variante: Abriss des Hauses in Erwägung
gebracht.
2005, September
Die Stadtverwaltung ruft alle Bürger auf in der Arbeitsgruppe
“Volkshaus” mitzuwirken. Es sollen Wege der Sanierung und der anschließenden Nutzung gefunden werden.
Als Ersatz werden die “Telux-Säle” im ehemaligen Spezialglaswerk “Einheit” gefunden.
2006, 12. Januar
Vermutlich durch Brandstiftung bricht gegen 21.00 Uhr im Volkshaus
ein Feuer aus. 91 Feuerwehrleute aus Weißwasser und der Umgebung kämpften etwa vier Stunden gegen die
Flammen, um den Totalschaden gerade noch zu verhindern.
2006, 12. Januar
Nach 21 Uhr wird ein Brand im Volkshaus gemeldet. 91
Feuerwehrleute
aus Weißwasser und Umgebung nehmen den Kampf gegen die Flammen auf. Der mehrstündige Brand rafft das
Foyer dahin, kann aber glücklicherweise noch kurz vor dem großen Saal gestoppt werden. Jugendliche
legten den Brand um andere Halbwüchsige, die sich im verwaisten Haus aufhielten zu vertreiben.
Autor: Lutz Stucka
Das Volkshaus - ab Januar 2006
2006/07
1. Versuch zur Rettung des Volkshauses durch eine Arbeitsgruppe des
Stadtrates und der Denkmalkommission.
2006, Januar
Beschluss des Vorstandes der Ortgruppe (Süd) 1 Weißwasser der IG BCE
zur Unterschriften Sammlung zum 01.Mai2012.
2013, 21. bis 23. Juni
Zukunftskonferenz der Großen Kreisstadt Weißwasser/O.L.
unter
Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters. Bildung der Projektgruppe "Rettet das Volkshaus Weißwasser".
2013, 05. Juli
Der Oberlausitzer Zukunftsprojektor nimmt die Bürgerinitiative zur
Rettung des Volkshauses Weißwasser in sein Projekt auf.
2013, 27. Juli
2. Arbeitstagung des Zukunftsprojektor Oberlausitz im Ratssaal. Die
Projektgruppe "Rettet das Volkshaus Weißwasser" schlägt vor, einen Verein für das Volkshaus zu gründen.
2013, 28. September
10.00 Uhr 3. Arbeitstagung des Oberlausitzer Zukunftsprojektor
im Ratssaal
13.00 Uhr die 17 aktivsten Mitglieder der Projektgruppe zur "Rettung des Volkshauses
Weißwasser" gründen den Verein "DENK MAL MIT LEBEN" , Förderverein Volkshaus Weißwasser e.V. i. G
2013, 1. Dezember
Aktion "Lichtblick" am Volkshaus. Seit Jahren der Ruhe ein
Zeichen
an die Einwohner der Stadt Weißwasser - etwas bewegt sich am und im Volkshaus.
2013, 21. Dezember
Festliche Übergabe der Mitgliederausweise an die ersten 25
Mitglieder des Fördervereins. Ausgabe einer Sonderbriefmarke "85 Jahre Volkshaus Weißwasser" limitiert
bei RPV. Auftritt des Stadtchores Weißwasser vor dem Volkshaus, stadtbekannter Drehorgelmann, Ulli
Teichert, tritt auf , über 25 Unternehmer des Gaststättengewerbes, Bäckereien u.a. haben Glühwein,
Kinderpunsch, belegte Brote u.a. gespendet.